«Helvetia muss noch lauter rufen»

07.10.2022

Gesamterneuerungswahlen 2022 

Aus Frauensicht brachten die Gesamterneuerungswahlen nicht die erhofften Resultate. Mit Frauenanteilen zwischen 28 und 33 Prozent in den politischen Gremien gehört der Kanton Zug in Sachen politischer Gleichstellung zu den Schlusslichtern. Die Frauenzentrale Zug ist weiterhin bestrebt, das zu ändern.

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Am 2. Oktober wählte die Zuger Bevölkerung die Mitglieder des Regierungs- und Kantonsrats, der Gemeinderäte, des Zuger Stadtrats und des Grossen Gemeinderats. Die Frauenzentrale Zug hatte im Vorfeld der Wahlen in Zusammenarbeit mit Alliance f die kantonale Kampagne «Helvetia ruft! Zug» lanciert. Dabei wurden Frauen für eine Kandidatur motiviert und auf ihre neue Aufgabe als politische Amtsträgerin vorbereitet.

Wir lassen nicht locker

Nach den Wahlen zeigt sich nun: Frauen und Männer sind in den politischen Gremien zahlenmässig weiterhin ungleich vertreten (siehe Kasten). «Der Ruf von Helvetia war zu schwach, sie muss noch lauter rufen», bilanziert Heidi Hauenstein-Ringger, Präsidentin der Frauenzentrale Zug. «Obwohl über den ganzen Kanton verteilt fast 160 Frauen für die vielen Ämter kandidierten, ist das Resultat insgesamt eher ernüchternd. In den meisten Räten hat sich aus Frauensicht zu wenig bewegt.» Ein erfreulicher Lichtblick sei die Tatsache, dass mit Laura Dittli eine zweite Frau in den Regierungsrat einziehe, die ausserdem die jüngeren Generationen repräsentiere und auch bei diesem Aspekt mehr Vielfalt in die Regierung bringe. Für Hauenstein steht fest: «Es braucht das Engagement der Frauenzentrale Zug weiterhin. Wir dürfen uns nicht auf dem Erreichten ausruhen.»

Mehr Frauen auf die Listen

Unter diesem Gesichtspunkt freut es die Frauenzentrale Zug, dass die überparteiliche Bewegung «Helvetia ruft!» bereits jetzt ihre Kampagne für die nationalen Wahlen im Oktober 2023 lanciert hat. Dabei wurden die Parteipräsidien zur einer historischen Wette herausgefordert. Ziel ist eine repräsentative, demokratische Vertretung von Frauen und Männern im Schweizer Parlament. Hauenstein: «Je lauter und flächendeckender Helvetias Ruf im Land ertönt, desto besser stehen die Chancen für eine gleichberechtigte und ausgewogene Demokratie, auch in den Kantonen.»

Die Frauenzentrale Zug ihrerseits hat ganz klar die nächsten Gesamterneuerungswahlen im Visier. Gemeinsam mit den kantonalen Parteien wollen die Verantwortlichen für einen nächsten Frauenschub sorgen und die Kandidatinnen fundiert auf den nächsten Wahlkampf vorbereiten. Die Bestrebungen zielen darauf ab, noch mehr Frauen auf die Listen zu bringen und ihnen die guten Listenplätze zu überlassen. Denn nur so werden sie letztlich auch gewählt.

Seit ihrer Gründung setzt sich die Frauenzentrale Zug für Geschlechtervielfalt in der Politik ein. Sie tut dies im Sinne aller Zuger*innen, werden in den kantonalen und kommunalen politischen Gremien doch Entscheidungen für das gemeinschaftliche Zusammenleben aller getroffen.

Frauenanteile in den politischen Gremien des Kantons Zug

Nach den Gesamterneuerungswahlen vom vergangenen Wochenende sind die politischen Gremien im Kanton Zug etwas weiblicher geworden. Die Zunahme des Frauenanteils ist jedoch marginal: Im Regierungsrat sitzen neu zwei Frauen statt wie bisher eine. In den Gemeinde- und Stadträten ist nun überall mindestens eine Frau vertreten. 7 von 11 Gemeinden weisen einen Frauenanteil von 40 % auf. Total sind 19 Frauen als Gemeinde- oder Stadträtinnen tätig, der Frauenanteil steigt damit von 30 auf 33 Prozent. 4 Frauen kandidierten für das Gemeinde- oder Stadtpräsidium, allerdings hat weiterhin nur eine Frau dieses Amt inne. Allenfalls fällt das Stadtpräsidium beim zweiten Wahlgang im November ebenfalls in weibliche Hände.

Im Grossen Gemeinderat Zug hat sich der Frauenanteil am deutlichsten erhöht, er steigt von 20 auf 33 Prozent. Neu sitzen mit 13 Frauen fünf Frauen mehr im Stadtparlament.

Als einziges politisches Gremium verzeichnet der Kantonsrat keinen Zuwachs an Frauen. Nach wie vor sind lediglich 23 der 80 Sitze im Kantonsparlament in weiblicher Hand. Von 22 neu Gewählten sind lediglich 6 Frauen. Der Frauenanteil beträgt unverändert 28 Prozent. Zum Vergleich: Der Schweizer Durchschnitt liegt bei 33 Prozent. Den höchsten Frauenanteil im Kantonsrat weist die ALG auf (6 Frauen), den tiefsten die SVP (2).

Für die Gesamterneuerungswahlen hatten insgesamt 159 Frauen kandidiert, viele von ihnen für mehrere Ämter gleichzeitig: 123 für den Kantonsrat (davon 20 Bisherige), 3 (1) für den Regierungsrat, 28 (12) für die Gemeinde- und Stadträte, 4 (1) für die Gemeinde- und Stadtpräsidien und 44 (5) für den Grossen Gemeinderat Zug.