Die Frauenzentrale Zug im Gespräch mit Barbara Gysel

08.11.2022

Heidi Hauenstein- Ringger, Präsidentin der Frauenzentrale Zug, im Gespräch mit Barba Gysel, Kandidatin für das Zuger Stadtpräsidium.

Was wäre ihre erste Amtshandlung als Stadtpräsidentin?

Ich bin die Erste unter Gleichen, also die sogenannte Prima inter Pares. Ich würde daher die anderen Stadtratsmitglieder danach fragen, was ihnen unter den Fingern brennt. Bei mir sind das zum Beispiel im Moment drei Problemfelder: die Folgen von Covid-19 fürs Stadtzuger Gewerbe, die globale Abhängigkeit von Energieversorgung und die einheimischen Energiequellen und den Umgang mit dem brisanten Bevölkerungsboom von Zug und wie wir den Wohnungsmarkt bezahlbar machen können.

Worauf setzen Sie als Stadtpräsidentin ihren Fokus?

Wirtschaftlich und gesellschaftlich wächst die Stadt Zug rasant; die Identitätswelt mancher Zugerinnen und Zuger gerät aus den Fugen. Zudem sollten wir achtgeben, dass sozial Schwächere nicht auf der Strecke bleiben. Gleichzeitig sind Krisen auch Chancen. Corona hat gezeigt, wie Teilzeitarbeit und Homeoffice ein gangbarer Weg für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf darstellen können. Diese Möglichkeiten sollten wir mittel- und langfristig nutzen, um das brachliegende Potenzial von Frauen auf dem Arbeitsmarkt zu entfalten. Auch das ist ein Beitrag gegen den Fachkräftemangel. Wer diesen beheben will, setzt (auch) auf Tagesschulen und ausserfamiliäre Betreuung.

Warum sollten wir Sie wählen?

Ich versuche, eine integre und integrative Sachpolitik zu betreiben. In meiner langjährigen Führungserfahrung in Wirtschaft, Gesellschaft, Politik habe ich oft erlebt, dass die besten Ergebnisse zusammen mit Andersdenkenden erzielt werden. Seit dem Jugendalter engagiere ich mich, dass unser Wohlstand Menschen nützt und die Natur schützt. Diese Orientierung ist auch in der Politik unabdingbar. Mit dem Stadtrat möchte ich eine Zuger Spannkraft sein.

Wie fördern Sie die Vielfalt in der Politik?

Die katholische Stadt ist auch mithilfe protestantischer Firmengründungen gross geworden. Zug ist auch heute überdurchschnittlich offen gegenüber Zugewanderten. Seit der Gründung der Stadt Zug im Mittelalter gabs aber nie eine Stadtpräsidentin. Hier können wir also noch aufholen.

Wie würden Sie einem fünfjährigen Kind die Aufgaben einer Stadtpräsidentin erklären? 

Zeig mir einmal deine Hand, wenn du magst. Wie viele Finger hast du? Genau so viele Personen sind wir im Zuger Stadtrat. Jeder einzelne Finger ist wichtig! Wenn einer fehlen würde, würdest du es sofort merken. Es gibt einen bestimmten Finger, der alle anderen gut berühren kann. Wenn du eine Faust machst, dann kann dieser Finger quasi den Deckel auf die Flasche setzen, schau, so. Der Daumen hat die genau gleiche Bedeutung wie alle anderen auch, aber er ist etwas freier, etwas beweglicher. Der Daumen, das wäre ich als Stadtpräsidentin: ich habe nicht mehr zu sagen, als die anderen auch. Aber eine Präsidentin leitet innen die anderen an und gegen aussen ist sie oft die erste Ansprechperson.

Zur Person:

  • 45 Jahre alt, dipl. Kulturmanagerin, lebt im Quartier Guthirt
  • Beruflich: Geschäftsleiterin vom Schweizer Kinderhilfswerk Kovive (bis 31. Dez. 2022)
  • Politische Erfahrung: seit 2008 mit Mandaten in der Stadtzuger Politik verankert
  • Gesellschaftlich vielseitig engagiert: aktuell Präsidentin der IG Kultur Zug und vom WWF Zug.
  • Hobbies: Ganz klassisch: wandern und velofahren, aber auch kochen für und mit dem Freundeskreis, Gedichte lesen, fotografieren in schwarz-weiss, «Kulturkonsum» (Theater, Konzerte, spontan ins Kino,…)
  • Weitere Infos unter www.barbaragysel.ch/zurperson