Politisches Engagement

Seit dem 22. Oktober 2023 ist klar, wer die Zugerinnen und Zuger für die nächsten vier Jahre im Nationalrat vertritt: Neben Gerhard Pfister (Die Mitte) und Thomas Aeschi (SVP) wurde auch die Grünen-Politikerin Manuela Weichelt wiedergewählt. Damit bleibt in der grossen Kammer aus Zuger Sicht alles beim Alten.

Zug schickt eine Frau und vier Männer nach Bundesbern

Die Frauenzentrale Zug gratuliert ihrem ehemaligen Vorstandsmitglied Manuela Weichelt zur Wiederwahl in den Nationalrat. Weichelt ist die erste und bislang einzige Frau, die den Kanton Zug in der Bundesversammlung vertritt. «Wir sind froh, dass Manuela Weichelt ihren Sitz verteidigen konnte und sie die weibliche Perspektive in die politischen Geschäfte einbringt», sagt Heidi Hauenstein-Ringger, Präsidentin der Frauenzentrale Zug. Dies sei umso wichtiger, da der Frauenanteil in der grossen Kammer nach den Nationalratswahlen von 42 auf 39 Prozent gesunken sei. Hauenstein: «Vorlagen, die die Gleichstellung der Geschlechter voranbringen möchten, dürften es in Bundesbern vorerst wieder schwer haben. Denn gleichstellungspolitische Fortschritte erfordern eine starke Präsenz von Frauen.»

Helvetia ruft! gratuliert allen 77 gewählten Nationalrätinnen 2023!

Drei gleichstellungspolitische Anliegen durchgebracht

Zur Erinnerung: In der vergangenen Legislatur wurden aus Sicht der Gleichstellung wichtige Siege errungen: Die Ehe für alle und der Vaterschaftsurlaub wurden eingeführt und das Sexualstrafrecht wurde reformiert. Aktuell arbeitet das Parlament an einer Vorlage über die Beteiligung des Bundes an den Kita-Kosten. Wie es damit weitergeht, steht angesichts der Wahlergebnisse in den Sternen. Im Vergleich zu 2019 erfährt die Ratsrechte eine Stärkung um elf Sitze, während die Ratslinke fünf Nationalrätinnen und Nationalräte weniger stellt als bis anhin. Weil GLP und EVP Sitzverluste hinnehmen müssen, steht die politische Mitte trotz Zugewinnen der Mitte-Partei etwas schwächer da als in der ablaufenden Legislaturperiode.

 

Nach wie vor keine Frau im Stöckli

Im Ständerat zeigt sich das gleiche Bild wie vor den Wahlen. Die beiden Bisherigen Peter Hegglin (Die Mitte) und Matthias Michel (FDP) konnten sich im ersten Wahlgang durchsetzen. Manuela Weichelt und Kim Leandra Weber (GLP), die als einzige Frauen ins Rennen um einen Sitz im Stöckli gestiegen waren, blieben chancenlos. Der Kanton Zug gehört damit zu jenen wenigen Kantonen, die noch nie eine Frau in die kleine Kammer entsandt haben. «Das Ziel, dass Frauen in allen politischen Gremien angemessen vertreten sind, ist nach wie vor ein unerreichtes Ziel», so Hauenstein. «Wir setzen uns weiterhin dafür ein, die Zahl der Entscheidungsträgerinnen in der Schweizer Politik zu erhöhen.»

Die Frauenzentrale Zug dankt allen Kandidatinnen, die sich zur Wahl gestellt haben. Die nächsten Wahlen stehen im Jahr 2026 an. Dann werden in Zug die Mitglieder des Kantons- und Regierungsrats und Gemeindebehörden bestimmt.

Keine Überraschung bei den Stammlisten

46,6 Prozent der Wahlberechtigten sind für die Nationalratswahlen schweizweit an die Urne gegangen. Im Kanton Zug betrug die Wahlbeteiligung 53,1 Prozent. Noch höher lag sie bei den Ständeratswahlen, nämlich 54,75 Prozent.

Ein Blick auf die Zuger Wahlergebnisse zeigt, dass die Spitzenkandidierenden auf den Stammlisten ihren ersten Listenplatz verteidigen konnten. Ein etwas anderes Bild präsentiert sich bei den Nebenlisten: Dort haben 9 Frauen einen Listenplatz gut gemacht, 4 von ihnen sind vom zweiten auf den ersten Listenplatz vorgerückt. 7 Frauen haben den Mann, der vor ihnen gelistet war, überholt. Gleichzeitig haben auf den Nebenlisten 7 Frauen einen Listenplatz verloren, 5 von ihnen wurden dabei von einem Mann überholt. 3 Frauen, die eine Liste anführten, sind gar zwei Listenplätze zurückgefallen und rangieren auf dem letzten Listenplatz. Geschehen ist das auf den Listen von GLP – Oldies for Future, Jung-SVP und der Liste des Zuger Gewerkschaftsbundes. Hingegen hat auf keiner Liste ein Mann zwei Listenplätze eingebüsst.

Insgesamt wurden im Kanton Zug 34 Listen eingereicht, 6 Stamm- und 28 Nebenlisten. 99 Kandidierende stiegen ins Rennen um einen Sitz im Nationalrat, davon 43 Frauen.

Der grosse historische Wahlsieg der Frauen von 2019 konnte bei den diesjährigen Wahlen nicht wiederholt werden. Neu politisieren 77 Frauen im Nationalrat, was einem Frauenanteil von 39 % entspricht.

Anteil an Frauenkandidaturen sinkt

Zuger Zeitung, 18. Oktober 2023

Vor den Wahlen 2023: 
Für eine ausgewogenere politische Landschaft

Am 22. Oktober 2023 wählt Zug ihre National- & Ständeräte. 42,5 Prozent der Kandidierenden für die drei Zuger Nationalratssitze sind Frauen. Das sind weniger als vor vier Jahren. Dafür wird mehr als die Hälfte der Listen von Frauen angeführt. Die Frauenzentrale Zug ruft zusammen mit «Helvetia ruft! Zug» dazu auf, gezielt chancenreiche Frauen zu wählen.

Frauen sind in der nationalen Politik noch immer unterrepräsentiert. Die Frauenzentrale Zug ruft deshalb – wie schon im vergangenen Jahr anlässlich der kantonalen Gesamterneuerungswahlen – Wählerinnen und Wähler unter dem Motto «Helvetia ruft! Zug» dazu auf, bei den eidgenössischen Wahlen vom 22. Oktober gezielt chancenreiche Frauen zu wählen. «Frauen sind eine Hälfte der Bevölkerung und ihre Interessen und Meinungen sollten in politischen Entscheidungsprozessen daher angemessen vertreten sein», erklärt Präsidentin Heidi Hauenstein-Ringger. Frauen bringen unterschiedliche Erfahrungen und Sichtweisen in die Politik ein, die sich von denjenigen der Männer abheben. Ausserdem messen Frauen gewissen Anliegen eine grössere Bedeutung zu als Männer. Hauenstein: «Eine ausgewogene Geschlechtervertretung sorgt für vielfältigere und umfassendere politische Entscheidungsprozesse und trägt dazu bei, dass Frauenanliegen den Weg in die politische Agenda finden.»

Prozentual weniger Kandidatinnen, dafür gute Listenplätze

 

42,5 Prozent der Kandidierenden für die drei Zuger Nationalratssitze sind Frauen. Das sind weniger als vor vier Jahren. Dafür wird mehr als die Hälfte der Listen von Frauen angeführt.

 

Drei Sitze stehen dem Kanton Zug in der grossen Kammer zu. Alle Bisherigen treten nochmals an. Trotzdem wollen 99 Zugerinnen und Zuger im Oktober in den Nationalrat, so viele wie noch nie. 2019 waren es total 75 Kandidierende gewesen. Mit 49,3 Prozent wies Zug damals von allen Kantonen den höchsten Anteil an kandidierenden Frauen auf. 37 Kandidatinnen standen 38 Kandidaten gegenüber. Dieses Jahr beteiligen sich zwar mehr Zugerinnen an den Nationalratswahlen, trotzdem sinkt der Frauenanteil mit 43 Kandidatinnen und 56 Kandidaten auf 42,5 Prozent. «Das ist bedauerlich», sagt Heidi Hauenstein-Ringger, Präsidentin der Frauenzentrale Zug. «Solange weniger Frauen als Männer kandidieren, bleiben Frauen in politischen Gremien untervertreten. Untersuchungen zeigen, dass das Fehlen von Frauen, die sich für ein Amt zur Verfügung stellen, mitunter eine der grössten Hürden auf dem Weg zu einer ausgeglicheneren Geschlechtervertretung in der Politik ist.»  

 

Hoher Frauenanteil bei Grünen, SP und GLP  

Der Blick auf die Wahllisten zeigt: Immer mehr Parteien arbeiten aktiv daran, dass Frauen dort angemessen vertreten sind. Hauenstein: «Das ist ein positiver Schritt in Richtung Geschlechtergerechtigkeit und Inklusion in der politischen Arena.» Am meisten Frauen schicken dieses Jahr die Alternativen – die Grünen ins Rennen: Auf ihren sieben Listen sind insgesamt 13 Frauen zu finden. SP (4 Listen) und GLP (5 Listen) haben je sechs Frauen am Start, Die Mitte (4 Listen) und SVP (6 Listen) je fünf. Auf den drei Listen der FDP und auf der Liste des Zuger Gewerkschaftsbund sind je zwei Frauen zu finden. Je eine Kandidatin steigen für aufrecht-zug, CSP, EVP und PARAT (alle je eine Liste) ins Rennen.

Insgesamt 34 Wahllisten wurden auf der Zuger Staatskanzlei eingereicht, 15 weisen einen Frauenanteil von mehr als 50 Prozent auf. Auch hier gehen die Alternativen – die Grünen, SP, GLP und der Zuger Gewerkschaftsbund mit gutem Beispiel voran. Auf sechs Listen fehlen weibliche Kandidierende gänzlich, so auf drei von sechs SVP-Listen, auf der Liste der Jungfreisinnigen, auf der Nebenliste SP Jungs sowie auf einer von vier GLP-Nebenlisten.

 

Zusammenhang zwischen Listenplatz und Wahlerfolg

Zur Freude von Hauenstein befindet sich auf 21 der 34 Wahllisten eine Frau auf dem ersten Listenplatz. «Damit werden mehr als 60 Prozent aller Listen von einer Frau angeführt», rechnet sie vor. «Das ist wichtig. Im Gegensatz zu Männern müssen Frauen nämlich möglichst weit vorne auf der Liste stehen, damit sie gewählt werden. Eine schweizweite Auswertung der Wahlen 2019 hat gezeigt, dass viele Männer auch noch vom fünften oder sogar noch tieferen Listenplatz aus gewählt wurden. Für Frauen ist das ein Ding der Unmöglichkeit.»  

Die Alternativen – die Grünen betreiben mit Abstand am konsequentesten Frauenförderung: Sie haben den ersten Listenplatz auf all ihren sieben Listen einer Frau zugesprochen. Die bisherige Nationalrätin Manuela Weichelt führt die Hauptliste an. Die GLP hat auf vier ihrer insgesamt fünf Listen eine Frau auf den vordersten Platz gesetzt, die SP auf drei ihrer vier Listen. Die SVP führt auf der Hälfte ihrer sechs Listen eine Frau zuoberst auf, die FDP auf einer von total drei Listen. aufrecht-zug, EVP und der Zuger Gewerkschaftsbund haben den ersten Listenplatz auf ihrer jeweils einzigen Liste ebenfalls einer Frau überlassen. Bei Die Mitte, CSP und PARAT stehen ausnahmslos Männer an der Spitze der Listen. Die Hauptliste von Die Mitte wird vom Bisherigen Gerhard Pfister angeführt, jene der SVP vom Bisherigen Thomas Aeschi.

 

Noch nie eine Frau im Ständerat

Im Ständerat sind die Frauen seit jeher schlechter vertreten als im Nationalrat. Aktuell ist dort gerade mal jedes vierte Mitglied weiblich. Der Kanton Zug gehört zu jenen sieben Kantonen, die in der kleinen Kammer noch nie von einer Frau vertreten wurde. Dieses Jahr kandidieren insgesamt neun Personen für einen der beiden Ständeratssitze, zwei davon sind Frauen. Der Frauenanteil im Feld der Kandidierenden beträgt damit rund 22 Prozent. Die beiden Kandidatinnen treten gegen die beiden Bisherigen Peter Hegglin (Die Mitte) und Matthias Michel (FDP) an. Es sind dies Manuela Weichelt, die vor vier Jahren als erste Zuger Frau die Wahl in den Nationalrat geschafft hatte, und Kim Leandra Weber, die von der GLP ins Rennen geschickt wird.

 

Frauenzentrale Zug

Diese zwei Frauen wollen ins Stöckli 

Die bisherige Zuger Grünen-Nationalrätin Manuela Weichelt steigt mit einer Doppelkandidatur ins Rennen, Kim Leandra Weber, GLP, hat ebenfalls Ambitionen auf einen Sitz im Ständerat.

Manuela Weichelt

Bildnachweis: Margeritha Delussu

Kim Leandra Weber

Bildnachweis: zvg

Noch immer gehen Frauen weniger oft an die Urne als Männer. Bei den eidgenössischen Wahlen 2019 betrug der Gender Gap acht Prozent. 

#frauenandieurne 

Rückblick auf unsere Kampagne der Gesamterneuerungswahlen 2022
Die Frauenzentrale Zug engagiert sich für mehr Vielfalt in der Politik!

Kandidatinnen der Gesamterneuerungswahlen vom Herbst 2022.

Das ABC der Politik

Das «ABC der Politik» ist die überarbeitete Version unseres ehemaligen Handtaschenlexikons aus dem Jahre 2006. Das Nachschlagewerk umfasst wichtige, leicht verständlich erklärte Ausdrücke rund um die politischen Rechte und das System der direkten Demokratie im Kanton Zug und in der Schweiz.
 
Das Lexikon wird an politisch interessierte Personen sowie an Bildungsinstitutionen im Kanton Zug und der ganzen Schweiz verteilt. Falls Sie gerne Exemplare möchten oder wir diese an Fachpersonen aus Ihrem Umfeld senden sollen, melden Sie dies bitte an info@frauenzentralezug.ch.
 
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Das ABC der Politik Foto

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